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horsejogging

Eine alternative Bewegungsmethode u.a. für Pferde die nicht mehr in vollem Umfang reitbar sind.

Wie sind wir auf die Idee gekommen ?

Wir, dass sind meine Frau Heidi, die mich theoretisch unterstützt und ich, Wolfgang der für die praktische Durchführung zuständig ist.

Bei unserem mittlerweile 20 jährigen Rheinländer Wallach Webster, wurde 1998 Kissing Spins diagnostiziert. Ein weiterer Einsatz im Dressursport war somit ausgeschlossen. Ein regelmäßiges reiten nicht mehr möglich. 

In der Übergangszeit und der akuten Behandlungszeit haben wir unseren Webster nach der herkömmlichen Methode longiert, um ihm die notwendige Bewegung zu verschaffen.

Da das Longieren auf Dauer recht monoton wird, haben wir einen Doppellongenlehrgang bei der Landes Reit- und Fahrschule absolviert. In diesem Lehrgang wurde zum Schluss eine Demonstration der Arbeit am langen Zügel gezeigt. Hiervon waren wir so inspiriert, dass wir neben der praktischen Umsetzung der Doppellongenarbeit auch die Arbeit am langen Zügel mit unserem Webster begonnen haben. 

Da unser Webster ein sehr großrahmiges Pferd mit 1.72 m Stockmaß ist, kamen wir schnell bei der Bewegung am langen Zügel an unsere Grenzen ihm im Schritt zu folgen. 

Nachdem wir mit der Einfachlonge aus der Zirkelfigur auf die Gerade, also parallel zum Pferd mitgehen konnten und dies im Schritt und Trapp funktionierte, haben wir die gesamte Übung auf die Doppellonge übertragen. 

Nach und nach konnten wir unsere Bewegung hinter das Pferd verlagern wie bei der Arbeit am langen Zügel. Jetzt begann unsere Bewegung langsam harmonisch zu werden. Der Reiz nach mehr war größer als die Angst, dass bei dem Versuch nicht mehr hinter dem Pferd her zu gehen, sondern zu laufen etwas passieren könnte.

Das horsejogging war geboren. 


Den Begriff horsejogging haben wir aus dem Westernreiten „jogg your horse“ abgeleitet. Wir glauben, dass dieser Begriff die Bewegungsmethode am Besten beschreibt. 

Hier sei gesagt, dass diese Bewegungsmethode von beiden Seiten ein großes Vertrauen voraussetzt. Für ein Reitpferd ist es eine neue Erfahrung alleine vorweg zu laufen und für den ehemaligen Reiter eine vollkommen neue Perspektive mit ca. 80 bis 100 cm Abstand hinter seinem Pferd her zu laufen. 

Nun haben wir zunächst in der Reithalle damit begonnen alle Dressurlektionen, wie unter dem Sattel, auf die Bewegung horsejogging zu übertragen. Nach einigen Verständigungsproblemen zwischen Webster und mir haben wir die richten Hilfen mit Stimme, Longe und Touschiergerte gemeinsam erarbeitet. Zur Verwendung der Touschiergerte sei gesagt, dass diese wie der Name schon sagt nur, und ausschließlich nur zum Touschieren eingesetzt wird. Da ein Pferd eine Fliege auf dem Fell spürt, reicht ein leichtes touschieren an den Reflexstellen vollkommen aus. Verständigungsprobleme entstehen am Anfang alleine schon dadurch, weil der Reiter keinen Kontakt mehr über Gewicht und Schenkel hat. Dies muss durch die Stimme, als wesentlichster Bestandteil der Kommunikation und der Touschiergerte als Schenkelersatz kompensiert werden.  

Am Beispiel „fliegender Galoppwechsel“ lässt sich die Verständigungsproblematik gut erklären. Wir bewegen uns im Handgalopp auf dem Zirkel. Geplant ist aus dem Zirkel mit einem fliegenden Galoppwechsel zu wechseln. Die Stellung des Pferdes entspricht dem Handgalopp, die Touschiergerte wird rechts geführt und dient als treibende Hilfe, also als Ersatz für den nicht vorhandenen Schenkel. Auf der Wechsellinie wird nun, wie beim Reiten, zunächst das Pferd mit dem Kopf in die neue Bewegungsrichtung umgestellt und so sollte man vermuten die treibende Hilfe mit der Touschiergerte auch. Doch hier lag unser Verständigungsproblem. Erst als ich die Touschiergerte bei Webster als neuen verwahrenden Schenkel einsetzte sprang er sauber, wie unter dem Sattel gewohnt um. 


Unser Webster ist L – Dressur platziert gegangen welches wir mittlerweile auch joggen. Lektionen wie Galopptraversalen mit anschließenden fliegenden Galoppwechsel und die Verstärkungen im Trapp und Galopp gehören heute zum Standardprogramm bei unserer Dressurarbeit. 

Da das Laufen auf Reitsand sehr kräfteraubend ist bestimme ich die Dauer und die Geschwindigkeit mit der wir gemeinsam unterwegs sind. 

Mittlerweile sind wir mit unserer alternativen Bewegungsmethode auch in Wald und Feld zu finden. Wir laufen im Schritt, Trapp und Galopp und erleben eine Partnerschaft zwischen Reiter und Pferd auf einem neuen Niveau.     

Horsejogging ist für jedermann geeignet, der ein wenig sportlich ist und ein vertrautes Verhältnis zu seinem Laufpartner Pferd hat.

Für den Anfänger empfiehlt es sich das horsejogging langsam anzugehen. Wie schon erwähnt ist die oberste Vorraussetzung das Vertrauen vom Pferd zum Reiter und umgekehrt. Ein Tritt vom Pferd bei einem Abstand von 80 bis 100 cm kann ernste Folgen haben !

Auch bleibt zu bedenken, dass Pferde Fluchttiere sind und dieser Instinkt leicht beim Hinterherlaufen ausgelöst werden kann.  

Also in der Ruhe liegt die Kraft. 

Um sich selbst langsam an das Laufen hinter dem Pferd zu gewöhnen, kann man zunächst damit beginnen ein paar Runden, ohne Pferd, auf dem Sandplatz oder in der Halle den Hufschlagfiguren entsprechend durch den Sand zu gehen, laufen oder sprinten. Man bekommt schnell ein Gespür dafür, dass der Sandboden uneben und weich und somit kräfteraubend ist. Aber gleich wie viel man trainiert, die Kondition ihres Pferdes erreicht man wahrscheinlich nie. Es bleibt ein ungleiches Kräfteverhältnis.  

Die notwendige Ausrüstung beschränkt sich auf einen Longiergurt, eine Doppellonge und eine Trense. Wir verwenden eine doppelt gebrochene Wassertrense um die Feinfühligkeit des Pferdemauls zu erhalten, da die Wirkung auf das Gebissstück vom Boden aus erheblich größer ist als bei der herkömmlichen Reitweise.

Für den Fall, dass das Pferd mal unkontrolliert losstürmt, empfehlen wir für das horsejogging die Doppellonge, die es ermöglicht Longe nachzugeben und so das Pferd wieder „einzufangen“ bzw. um sich herum laufen zu lassen. Ganz wichtig dabei, immer Handschuhe tragen !

Bei der Verwendung des klassischen „langen Zügel“ wäre dieser mit samt Pferd alleine unterwegs, was in der Reithalle noch nicht so schlimm wäre, hingegen in Wald und Flur zu einem größeren Problem werden könnte. 

Sollten sie, wie ich in der Reithalle mit dem horsejogging beginnen, warten sie in den Anfängen auf eine leere Halle und später fragen sie ihre Mitreiterinnen und Mitreiter ob sie zeitgleich mit in der Halle laufen dürfen. Dies dient um Missverständnisse und Ärger bei den Reitern und Panik bei den Pferden zu vermeiden.

Zum Abschluss wünsche ich allen, die durch diesen Bericht inspiriert wurden viel Spaß und Erfolg an der alternativen Bewegungsmethode.


Ihr Wolfgang und Heidi Meyer

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